Kurz gesagt: Was ist eine...?

Depression

Bei einer depressiven Episode kommt es neben der depressiven Stimmung zu Freudlosigkeit, Interesselosigkeit, Energielosigkeit, Antriebslosigkeit, Gefühlen von Wertlosigkeit und Schuld, Konzentrations- und Denkstörungen, Schlafstörung, Störung von Appetit und Libido, und Suizidgedanken. Bei der schweren Verlaufsform können zusätzlich psychotische Symptome auftreten, zum Beispiel in Form von Verarmungs- oder Versündigungswahn. Treten zwei oder mehr depressive Episoden auf, spricht man von einer rezidivierenden depressiven Störung. Die chronische Depression wiederum beginnt typischerweise im jungen Erwachsenenalter, und Betroffene haben gehäuft emotionale Traumatisierungen in Kindheit und Jugend.

Bipolare Störung

Bei einer bipolaren Störung kommt es zu einer oder mehreren manischen Episoden, üblicherweise im Wechsel mit depressiven Episoden. Manische Episoden sind gekennzeichnet durch eine euphorische, aber auch streitsüchtige Stimmung, gesteigerten Antrieb, vermindertes Schlafbedürfnis, Umtriebigkeit, beschleunigtes Denken und Reden, und Grössenideen. Vollbilder lassen sich meist gut abgrenzen. Aber auch schwächer ausgeprägte hypomanische Episoden sind wichtig zu erkennen, da sich die medikamentöse Therapie der damit einhergehenden depressiven Episoden von der üblichen antidepressiven Therapie unterscheidet.

Angststörung

Bei einer Panikattacke kommt es ohne ersichtlichen Auslöser zu starker Angst, einhergehend mit körperlichen Symptomen wie Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Schwindel oder Atemnot. Bei der Agoraphobie ist die Angst (meist vor Kontrollverlust, verrückt zu werden, oder zu sterben) gebunden an Menschenmengen, öffentliche Plätze oder Reisen. Bei der sozialen Phobie ist die Angst (meist vor Blamage oder negativer Bewertung) gebunden an Sprechen (aber auch Essen) in der Öffentlichkeit, Partys, Konferenzen, oder Teilnahme an kleineren Gruppen. Typisch bei diesen Störungen ist ein Vermeiden der angstauslösenden Situationen, was im Verlauf zunimmt und zu starker Beeinträchtigung führt. Bei der spezifischen Phobie ist die Angst gebunden an konkrete Objekte oder Situationen, wie Spinnen, Blut, Höhen, Fliegen, Aufzüge, oder Zahnarztbesuche. Und bei der generalisierten Angststörung bestehen Ängste und Sorgen zu unterschiedlichsten alltäglichen Ereignissen, mit einer Vielzahl von körperlichen Symptomen wie Schmerzen und Verspannungen.

Zwangsstörung

Bei einer Zwangsstörung kommt es zu Zwangshandlungen und/oder Zwangsgedanken. Bei einer Zwangshandlung wird eine an sich alltägliche Handlung wiederholt in ritualisierter Weise durchgeführt, typisch sind wiederholtes Händewaschen oder Kontrollieren der Türfalle oder des Kochherdes. Dahinter steht oft eine Angst vor Verunreinigung oder Schuld auf sich zu laden. Bei Weglassen der Zwangshandlung kommt es zu starker innerer Anspannung, Unruhe, oder Gereiztheit, was nachlässt sobald das Zwangs-Ritual durchgeführt wird. Zwangsgedanken sind Vorstellungen oder Ideen, die sich wiederkehrend aufdrängen, und häufig einen aggressiven oder obszönen Inhalt haben, was die Betroffenen verstört oder verängstigt. Zu den Zwangs-Spektrum-Störungen zählen die körperdysmorphe Störung (zwanghafte Überzeugung durch einen körperlichen Makel verunstaltet zu sein), die Hypochondrie (zwanghafte Überzeugung an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden) und das zwanghafte Ausreissen von Haaren oder Zupfen/Quetschen der Haut.

(Komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung

Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommt es als Folge eines traumatischen Ereignisses zu wiederkehrend sich aufdrängenden Erinnerungen, Albträumen oder Flashbacks, einem Vermeiden von Reizen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen, und Zeichen eines Hyperarrousals wie erhöhter Schreckhaftigkeit, gesteigerter Wachsamkeit, Reizbarkeit/Wutausbrüchen oder Störung von Konzentration und Nachtschlaf. Häufig sind auch ein Gefühl der Entfremdung oder Isolation, anhaltende negative Emotionen (z.B. Schuld, Scham, Wut) und Gedanken (z.B. Ich kann niemandem trauen), eine Unfähigkeit positive Gefühle zu erleben, und Rückzugstendenz. Bei einer komplexen PTBS als Folge extrem schwerer und lange anhaltender Traumatisierung bestehen zusätzlich zu obiger Symptomatik eine Störung der Emotionsregulation, eine Störung des Selbstwerts und Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung von Beziehungen.

Anhaltende Trauerstörung

Trauer ist der Preis für nahe Bindung, und in erster Linie eine wichtige und normale Reaktion auf einen schweren Verlust. Bei einer anhaltenden Trauerstörung kommt dieser Trauerprozess ins Stocken, und es kommt mindestens sechs Monate nach dem Tod eines nahestehenden Menschen weiterhin zu einer schweren Beeinträchtigung der Lebensführung. Typische Symptome sind eine starke Sehnsucht nach dem Verstorbenen, eine dauernde Beschäftigung mit dem Verstorbenen, anhaltender intensiver emotionaler Schmerz (z.B. Trauer, Schuld, Wut), das Gefühl einen Teil seiner Selbst verloren zu haben, emotionale Taubheit, und die Unfähigkeit positive Gefühle zu empfinden oder sich in anderen Aktivitäten zu engagieren.

Anpassungsstörung

Bei einer Anpassungsstörung kommt es als Folge eines belastenden Lebensereignisses (z.B. Trennung, Jobverlust) zu unterschiedlichen psychiatrischen Symptomen. Am häufigsten sind depressive und ängstliche Zustandsbilder, aber auch Gefühle von Hilflosigkeit, Überforderung, Reizbarkeit, Anspannung oder Schlafstörung sind möglich.

Persönlichkeitsstörung

Bei einer Persönlichkeitsstörung (PS) führen einseitige und starre Überzeugungen und Verhaltensweisen zu anhaltenden Schwierigkeiten in Beziehungen und Interaktionen, mit Leidensdruck der Betroffenen und/oder deren Umfeld. Es gibt die Borderline-PS (emotionale Anspannungszustände, Selbstverletzungen, Impulsivität, Angst vor dem Verlassenwerden, wiederkehrende Suizidalität), die zwanghafte PS (Ordnung, Perfektionismus und Kontrolle auf Kosten genussvoller Aktivitäten), die ängstlich-vermeidende PS (Gefühl der Unzulänglichkeit, soziale Ängste), die dependente PS (Gefühl der Hilflosigkeit, unterwürfig-anklammerndes Verhalten), die histrionische PS (übermässige Emotionalität, Aufmerksamkeit-suchendes Verhalten), die paranoide PS (Misstrauen, nachtragendes und streitsüchtiges Verhalten), die schizoide PS (Einzelgängertum, emotionale Distanziertheit), die narzistische PS (Gefühl der Grossartigkeit, Mangel an Einfühlungsvermögen, fragiler Selbstwert) und die antisoziale PS (Missachtung der Rechte anderer, Impulsivität, hohe Risikobereitschaft).

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beginnt in der Kindheit, besteht jedoch entgegen früherer Annahmen häufig bis ins Erwachsenenalter, und wird mitunter auch erst dann diagnostiziert. ADHS ist ein Risikofaktor für psychiatrische (u.a. Depression, bipolare Störung, Angststörung, PTBS, Borderline-Störung, Suchterkrankung) und körperliche Begleiterkrankungen (u.a. Unfälle, Übergewicht, Herzkreislauf-Erkrankungen), was den Stellenwert von Diagnose und Therapie noch einmal erhöht. Mögliche Symptome sind Konzentrationsstörung, Ablenkbarkeit, Schwierigkeiten Zuzuhören, häufiges Verlegen von Gegenständen, innere Unruhe, motorische Unruhe (z.B. Trommeln mit den Fingern, Zappeln mit den Füssen, Spielen mit den Haaren), rasche Stimmungswechsel, Reizbarkeit/Wutausbrüche, überschiessende oder ängstliche Reaktion auf Stress, Schwierigkeiten im Zeitmanagement, Springen von einer Aufgabe zur Nächsten ohne diese abzuschliessen, Dazwischenreden, Ungeduld, und unüberdachte/impulsive Handlungen.

Autismus-Spektrum-Störung

Bei einer Autismus-Spektrum-Störung bestehen Schwierigkeiten Körpersignale, Gefühle, Haltungen und Absichten anderer Personen zu erkennen, und das eigene Verhalten darauf abzustimmen. Es bestehen Auffälligkeiten der verbalen (Direktheit, Monologisieren, monotone Sprachmelodie, wörtliches Sprachverständnis) und non-verbalen Kommunikation (Blickkontakt, Mimik und Gestik oft vermindert). Es kommt zu repetitiven Verhaltensmustern in Form von Spezialinteressen und gelebten Routinen, mit mangelnder Flexibilität und Krisen bei Ausserplanmässigem. Häufig sind auch sensorische Auffälligkeiten mit Überempfindlichkeit (z.B. auf Lärm, Gerüche, Berührungen, gewisse Gewebeoberflächen), aber auch Unterempfindlichkeit (z.B. auf Kälte oder Schmerzen), oder ein Detailblick. Weitere mögliche Merkmale sind ein erschwerter Zugang zu Emotionen, ein logisch-rationaler Denkstil, Eigensinn, Schwierigkeiten der Feinmotorik, emotionale Ausbrüche, ungewollte Einsamkeit, Gutgläubigkeit (Opfer von Betrügereien), aber auch Loyalität und Ehrlichkeit.